Aus Liebe zur Natur: Urlaub auf dem Bauernhof
Auf einem Bauernhof lässt sich die Natürlichkeit des Eggentals hautnah erleben. Der Oberwerkstatthof, der Höllerhof und der Karerhof stehen exemplarisch für zahlreiche Möglichkeiten im Eggental, Urlaub auf dem Bauernhof zu machen – mit einer jungen Generation an Gastgebern, die ihren Beruf voller Leidenschaft und Liebe zur Natur ausübt.
Oberwerkstatthof
„Wenn es unseren Tieren gut geht, dann geht es auch uns gut“
Wir hätten ja am liebsten einen ganzen Zoo an Tieren“, sagt Natalie Resch, während sie ihren Blick über den traumhaft gelegenen Biohof Oberwerkstatt schweifen lässt. Hier, zwischen Eggen und Obereggen, auf 1480 Metern Höhe, teilt sich Natalie die Eggentaler Idylle mit ihrem Mann Jonas, den beiden gemeinsamen Töchtern sowie etlichen Ziegen, Kühen, Hühnern und Katzen – und mit ihren Urlaubsgästen, die von den drei modernen Ferienwohnungen aus den einzigartigen Ausblick genießen können.
Dass der Hof, dessen Geschichte sich mehr als vier Jahrhunderte lang bis auf 1691 zurückverfolgen lässt, inzwischen auf der gegenüberliegenden Straßenseite komplett neu errichtet wurde, liegt an einigen mutigen und konsequenten Entscheidungen von Natalie und Jonas. Da war einerseits der Zahn der Zeit, der an dem alten Hofgebäude ordentlich genagt hatte. Und da war andererseits ihre private Situation. Die Landwirtschaft, die sie als junges Paar zusammengebracht hatte, betrieben sie beide mit großer Leidenschaft im Nebenerwerb. Aber die Schwierigkeiten, Beruf, Hobby und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, machten ihnen im Alltag ordentlich zu schaffen. Natalie arbeitete als Köchin im Eggental und Jonas als Landwirtschaftsgärtner im Sarntal. „Unsere Arbeitszeiten waren einfach nicht miteinander kompatibel“, sagt Natalie rückblickend. Ganz zu schweigen von den unzähligen Stunden, die Natalie und Jonas im Auto verbringen mussten, um sich zu sehen.

Die Entscheidung, ihr sicheres Einkommen aufzugeben und den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen, um gemeinsam den Oberwerkstatthof neu aufzubauen drängte sich deshalb zwar auf, musste aber trotzdem wohl überlegt sein. Natalie und Jonas haben sich von anderen Höfen inspirieren und von der Südtiroler Bergbauernberatung begleiten lassen, bis sie ihren eigenen Weg und ihre eigene Nische gefunden hatten.
Und so begannen Natalie und Jonas ein ganz neues Kapitel des Oberwerkstatthofs zu schreiben: bio-zertifiziert mit der Produktion von tierischen Erzeugnissen, einem Hofladen und den 2021 in Eigenregie und mit viel Liebe zum Detail errichteten Ferienwohnungen. Mit dem Bio-Fleisch der als besonders schön und äußerst robust geltenden Rinderrasse Pustertaler Sprinze versorgen sie in erster Linie ausgewählte gastronomische Betriebe im Eggental. Im Hofladen dagegen sind hauptsächlich die Milchprodukte der hofeigenen Ziegen zu erwerben. Dass der Oberwerkstatthof einer der wenigen Südtiroler Betriebe ist, die Ziegenkäse produzieren, liegt jedoch an einem Zufall. Jonas‘ Kuhmilchunverträglichkeit führte dazu, dass in den Sarntaler Pferdestall seiner Eltern die erste Ziege einzog.
So entwickelte sich bei Jonas schon in jungen Jahren ein ganz besonderes Verhältnis zu Ziegen und deren Milch bis hin zu dem Wunsch, im Oberwerkstatthof professionell Ziegenkäse zu produzieren. Rund 15 Walliser Ziegen mit ihren markanten und langen Hörnern leben inzwischen hier und werden zweimal täglich von Natalie und Jonas gemolken – natürlich begleitet von den leuchtenden Augen vieler Kinder, die auf dem Hof mit ihren Eltern Urlaub machen und dort, wo es möglich ist, auch mitanpacken dürfen. Wie gut es den Tieren hier im großen artgerechten Stall und auf der Weide geht, wie aus der Ziegenmilch Käse entsteht und wieviel Arbeit dahintersteckt – all das sollen die Gäste von Natalie und Jonas tagtäglich miterleben.

„Wenn wir nicht alle an einem Strang ziehen würden, dann ginge es nicht“
Dass Jonas‘ Eltern mit auf den Hof gezogen sind, empfinden alle in der Familie als großes Glück. Sie kümmern sich im Sommer zwar in erster Linie um den rund 25 Minuten vom Oberwerkstatthof entfernten Reit- und Fahrbetrieb, sind aber immer da, wenn helfende Hände gebraucht werden. „Wenn wir nicht alle an einem Strang ziehen würden, dann ginge es nicht“, sagen Natalie und Jonas. Aber es wirkt so, dass sie trotz all der Arbeit und Verantwortung den Ort genießen, den sie zu ihrer Heimat und zu einem Urlaubsparadies gemacht haben.
„Urlaub auf dem Bauernhof“, sagen Natalie und Jonas, „bedeutet automatisch Vorzeigebetrieb zu sein“. Dass sie auf alle Details achten, um ihren Tieren ein gutes Leben auf dem Hof zu ermöglichen, ist dabei ein wesentlicher Bestandteil ihrer Philosophie. „Wenn es unseren Tieren gut geht“, sagen sie voller Überzeugung, „dann geht es auch uns gut.“

Höllerhof
Eine lange Geschichte mit vielen Geschichten
Als der Tourismus in Südtirol noch in den Kinderschuhen steckte, hatten ein paar findige Schwarzwälder die traumhafte Lage des Höllerhofs in Steinegg längst für sich entdeckt. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts sorgte eine soziale Einrichtung in Freiburg dafür, dass einige Familien ihren Urlaub in der Idylle vor der Kulisse von Schlern und Rosengarten verbringen konnten. Und heute, gut 40 Jahre später, kümmern sich Thomas Lantschner und seine Frau Martina darum, die touristische Geschichte ihres Hofs wiederzubeleben.
Während sie ihren zwei nagelneuen Ferienwohnungen den letzten Feinschliff verleihen, freuen sie sich schon darauf, dass sie das Panorama und die Ruhe des Höllerhofs künftig wieder mit Feriengästen teilen können. Die beiden Ferienwohnungen haben sie mit viel Energie und Liebe gestaltet, um ihnen einen individuellen Stil zu verleihen. „Wir haben gerne Kontakt mit Menschen“, erzählen Martina und Thomas über ihre Beweggründe, das kleine Haus direkt oberhalb des Hofs von Grund auf zu renovieren – und dabei so viele handwerkliche Arbeiten wie möglichst selbst zu übernehmen. Urlaub auf dem Bauernhof soll hier ein ganz besonderes Erlebnis werden. Einerseits mit der Möglichkeit an der Bauernhofidylle mit glücklichen Kühen und Hühnern teilzuhaben. Und andererseits mit der nötigen Distanz für alle, die im Urlaub auch gerne ihre Ruhe genießen wollen.

Hier am Hof packt die ganze Familie mit an. Die Eltern von Thomas versorgen die Tiere, während Martina und Thomas danach schauen, dass das Gemüse gedeiht und die Äpfel- und Birnenbäume genügend Früchte tragen, um sie zu Trockenobst weiterzuverarbeiten. Damit sind damit eine der Säulen des Pilotprojekts „Eggentaler Kreisläufe“. Was im Eggental wächst, soll möglichst auch im Eggental bleiben – und so beliefern Martina und Thomas in erster Linie Hotels und gastronomische Betriebe rund um Steinegg, Welschnofen oder Deutschnofen. „Ein geniales Projekt“, sagen Martina und Thomas dazu. Über WhatsApp-Gruppen lassen sich Angebot der Landwirte und Nachfrage der Gastronomen unkompliziert organisieren – für Landwirte perfekt, weil sie deutlich weniger Vermarktungsaufwand tragen müssen. Und Gastronomen wissen die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte, die im Eggental erzeugt werden, ohnehin zu schätzen.
Wie sich Landwirtschaft im Lauf der Zeit verändert hat, das lässt sich am Beispiel des Höllerhofs anschaulich nachvollziehen. Erwähnt ist der Hof das erste Mal um 1500, als Hof in der Hell – was nichts mit der Hölle zu tun hat, sondern so viel bedeutet wie Hof in der Mulde. Seit über 200 Jahren befindet er sich im Familienbesitz und wurde als Erbhof von Generation zu Generation weitergegeben. 1970 haben die Eltern von Thomas den Hof übernommen. Thomas, der seit 2018 mit Martina den Hof bewirtschaftet, erinnert sich noch gut an die Erzählungen seines Vaters, wie er den beschwerlichen Fußweg nach Bozen auf sich nehmen musste, um dort die hofeigene Butter zu verkaufen.
Technische Erneuerungen und eine bessere Infrastruktur machten aber das Leben auf dem Bauernhof nach und nach weniger beschwerlich. Thomas‘ Vater setzte fortan verstärkt auf die Milchwirtschaft – die zur wirtschaftlich tragenden Säule des Höllerhofs wurde. Heute sind es noch rund zwölf Kühe, um die er sich kümmert, während Thomas und Martina den Hof wirtschaftlich breiter aufstellen. Martina, hat zwar ihren Job in einem Jugendzentrum zugunsten der Familie und der Arbeit auf dem Hof aufgegeben, aber Thomas‘ Teilzeitstelle in einer Tischlerei sichert das Einkommen der Familie ab.

Den Hof betreiben sie trotzdem aber mit voller Leidenschaft. Nachdem sie das Wohnhaus mit möglichst viel natürlichen Materialien und einheimischem Holz saniert haben, wollen sie jetzt die nächsten Schritte mit den beiden Ferienwohnungen gehen. Martina und Thomas haben viele Ideen, die sie Schritt für Schritt verfolgen wollen, um auf dem Höllerhof naturbelassene und hochwertige landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen. Aber jetzt freuen sie sich zunächst einmal auf das touristische Leben, das im Höllerhof wieder aufblühen wird. „Wer Urlaub auf dem Bauernhof macht“, sagen die beiden, „möchte wissen, welche Menschen da arbeiten, wie die Geschichte des Hofes ist und welche Geschichten dahinterstecken.“ Der Höllerhof bietet seinen Gästen alle Möglichkeiten, diesen Wissensdurst zu stillen.

Karerhof
Leben und Arbeiten im Einklang mit der Natur
„Du musst dich beeilen“, sagt Bernd Pardeller, als er den Kaffee zum Frühstück serviert, „der Milchschaum auf deinem Cappuccino fällt ziemlich schnell zusammen.“ Was so manchen Barista erschrecken würde, ist im Karerhof allerdings ein Qualitätsmerkmal: Hier oberhalb von Welschnofen vor dem majestätischen Massiv des Latemar ist die Milch naturbelassen und wird von Hand gemolken – auf einem faszinierenden Hof in atemberaubender Lage, der in vielen Facetten zeigt, wie Leben mit und von der Natur funktioniert.

„Wir haben über all die Jahre gelernt, was wir alles von der Natur holen können“
Schon der Start in den Tag ist am Karerhof außergewöhnlich. Einen feinporigen Latte-Art-Milchschaum findet man zum Frühstück hier zwar ebenso wenig wie etwa Lachs, Avocados oder Nutella. Stattdessen bietet Bernd hier zusammen mit seiner Frau Christine überwiegend hofeigene Produkte für die Gäste der fünf Ferienwohnungen an. Da gibt es zum Beispiel Roggenbrot mit Brennnesselsamen, Butter mit Lärchenzweigen, Holunderbeersaft und Marmeladen. Oder Joghurt mit Müsli aus geflockten und geschroteten Körnern mit Honig und getrockneten Blüten. Oder Speck und Kaminwurzen – alles selbstgemacht aus all dem, was die Arbeit auf dem Karerhof tagtäglich so hergibt. „Wir haben über all die Jahre gelernt, was wir alles von der Natur holen können“, sagen Christine und Bernd zu dieser ganz besonderen Karerhof-Frühstücksauswahl, die sie ihren Gästen jeden Urlaubstag aufs Neue zusammenstellen. „Manchmal“ sagen sie, „müssen wir erklären, was da alles dahintersteckt.“ Spätestens dann aber sind die Urlaubsgäste begeistert von der ganz natürlichen Karerhof-Philosophie.
Urlaub auf dem Bauernhof, das gibt es auf dem Karerhof schon gut ein Vierteljahrhundert, nachdem Bernd, der auf der Angerle Alm oberhalb des Karer Sees aufgewachsen ist, die Gelegenheit nutzte, auf dem nur ein paar Kilometer entfernten elterlichen Grundstück eine neue Hofstelle zu errichten. Im Nebenerwerb kümmerte er sich um den jungen Hof und um die Urlaubsgäste, mit denen er die Idylle des Karerhofs teilte.
Auch nachdem er Christine kennenlernte und sie zusammen eine Familie gründeten, änderte sich auf dem Karerhof zunächst nicht viel. Beide waren in ihren Vollzeit-Jobs eingespannt, Bernd als Förster und Christine als Kindergärtnerin. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder allerdings merkte Christine, dass es für sie nach der Elternzeit schwierig werden würde, Kinder, Hof und Job unter einen Hut zu bekommen. Deshalb suchte und entwickelte sie zusammen mit Bernd ein Konzept für den Karerhof, das das Einkommen der Familie sicherstellen würde: Sie entschlossen sich zum Umbau des Hofs und dessen Ferienwohnungen in zwei Bauphasen zwischen 2022 und 2024.

„Wir haben uns einfach überlegt, wie wir selbst gerne Urlaub machen“, blicken Christine und Bernd zurück. Zwei Punkte standen für sie dabei im Mittelpunkt: einerseits konsequent auf eigene und einheimische Lebensmittel zu setzen. Und andererseits die Möglichkeit zu schaffen, als Familie gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen. Einen Fernseher finden die Gäste des Karerhofs in den fünf modernen, natürlichen und großzügigen Ferienwohnungen deshalb nicht – stattdessen einen magischen Ausblick aufs Latemar-Massiv in absoluter Ruhe.
Wie der Alltag hier auf dem bio-zertifizierten Karerhof funktioniert, das zeigen Bernd und Christine ihren Gästen einmal wöchentlich in einer ausgiebigen Hofführung. Die Rinder hier werden nur mit eigenem Gras oder Heu gefüttert und können sich das ganze Jahr frei bewegen – im Sommer auf der Weide und im Winter im Stall. Die Schweine wühlen genüsslich grunzend im Schlamm und die Hühner haben reichlich Platz und Zeit, um ihre Eier zu legen. „Das Tierwohl ist uns extrem wichtig“, sagen die beiden, die sich als „leidenschaftliche Landwirte“ bezeichnen. Dass die Kälber bei den Kühen in Muttertierhaltung aufwachsen, gehört für sie zur Selbstverständlichkeit. Und dennoch wissen sie, dass die Landwirtschaft auf den Bergen, wo Gemüse nur spärlich und langsam gedeiht, lediglich dann Ertrag abwirft, wenn sie das Fleisch ihrer Tiere auch verarbeiten und vermarkten können.
„Der direkte Kontakt zu unseren Gästen ist uns wichtig“
„Ohne zu schlachten kann man nicht Bauer sein“, sagt Bernd voller Pragmatismus. Aber auch das Ende des Lebens seiner Tiere begleitet er verantwortungsvoll, mittlerweile hat er sogar damit begonnen, seine Rinder besonders schonend auf der Weide schlachten zu lassen. Im Verarbeitungsraum auf dem Hof zerlegt er schließlich das Fleisch und portioniert es für Fleischpakete, die es bei Christine und Bernd direkt auf dem Hof zu kaufen gibt.
„Alles, was wir erzeugen, ist mit viel Arbeit verbunden“, sagen die beiden Karerhof-Gastgeber. Während Bernd sich vornehmlich um die Tiere kümmert, sorgt sich Christine hauptsächlich um die Ferienwohnungen und um den Garten. Im Sommer wachsen dort Salate, Spinat, Fenchel und sogar Tomaten und allerhand Kräuter, die Christine zu Tee oder Sirup verarbeitet. Wer auf dem Karerhof Urlaub macht, kann Christine und Bernd wo immer möglich dabei über die Schulter schauen. „Der direkte Kontakt zu unseren Gästen ist uns wichtig“, sagen sie. Hier, wo es keinen Straßenverkehr gibt, wo Kinder und Erwachsene unbeschwert die Natur genießen können, gibt es zwar Landwirtschaft zum Anfassen, aber „keine Streichelzooatmosphäre“, wie Bernd und Christine betonen: „Wir zeigen unseren Gästen das Leben auf unserem Hof genau so, wie es ist.“ Weil sie davon überzeugt sind, mit ihrer größten Stärke punkten zu können: Authentizität.
