Die Sage vom Hexenstein
Wenn du mal in der Nähe des Göller Sees bei Aldein unterwegs bist, solltest du unbedingt nach dem Hexenstein Ausschau halten. Er ist groß und gewölbt und besitzt am Rand eine Mulde. Über diesen Stein erzählt man sich Seltsames. Und spätestens nach diesem G’schichtl wirst auch du wissen, dass unsere Bergwelten nicht nur unheimlich romantisch, sondern manchmal auch gruselig schön sind.
In der Walpurgisnacht versammelten sich um diesen Stein alle Hexen der Umgebung. Die Hexen mit ihren Hakennasen und vier langen Zähnen trugen bunte Röcke und schwirrten auf feurigen Besen durch die Lüfte. Dabei tanzten sie um ein großes Lagerfeuer, murmelten ihre Zaubersprüche und besprachen, was sie im nächsten Jahr zu tun hätten. Wurde jemand beim Lauschen erwischt, wurde er von den Hexen zerfleischt und von den Raubvögeln aufgefressen.
Einmal wurde ein Hirte im nahen Wald von einem heftigen Gewitter überrascht. Er beschloss, die Nacht unter einem Strauch zu verbringen. Plötzlich erwachte er, denn er hörte lautes Gepolter und Geschrei. Er sah zu dem Ort hin, wo sich der Hexenstein befindet, und entdeckte eine Schar von Hexen, die sich zuerst stritten und dann wieder versöhnten. Dabei hörte er auch, dass sich die Hexen für die nächste Nacht wieder verabredeten. So kam der neugierige Hirte auch in der folgenden Nacht wieder zum Hexenstein. Zur Sicherheit nahm er ein geweihtes Kreuz mit und hielt Abstand zu den Hexen. Die Hexen entdeckten ihn jedoch und beschlossen sofort, den Hirten zu fangen. Der ließ sich aber nicht erschrecken, nahm das geweihte Kreuz aus der Tasche und rannte damit den Hexen entgegen. Diese erschraken und verschwanden im Wolkenhimmel, aus dem sich dann aber unverzüglich ein heftiges Gewitter über die Gegend ergoss. Der Hirte rannte davon und brachte sich in einem Schuppen in Sicherheit.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich der Mesner und der Kurat von Radein auf dem Weg zur Kirche, um Wetter zu läuten. Sie konnten die Kirche aber nicht erreichen, da das Gewitter gar so heftig tobte. Alle Einwohner waren in heller Aufregung. Das Unwetter richtete großen Schaden an. Am nächsten Morgen saßen die beiden erschöpft auf der Friedhofsmauer. Alles war verwüstet. Der Spuk aber hatte ein Ende genommen.