Schön steil - Carezza und seine schwarzen Pisten
Ex-Weltcupfahrer Florian Eisath zeigt die sportlichen Seiten des Skigebiets, die beeindruckend sind – in jeglicher Hinsicht.
„Das hier ist jeden Tag aufs Neue faszinierend“, sagt Florian Eisath, als im Abendrot zur letzten Abfahrt des Tages die Bindungen seiner Ski einrasten. Im Hintergrund strahlt das imposante Massiv des Rosengartens leuchtend rot – während sich das warme Licht der untergehenden Sonne im Tal ausbreitet. Florian stößt sich dynamisch ab und zieht seine Kurven hinab in Richtung Frommeralm. Er liebt die Vielseitigkeit der König Laurin Abfahrt, die von der Bergstation der 2021 eröffneten König-Laurin-Kabinenbahn zunächst ziemlich steil abfällt. Und wer Florian dabei zuschaut, der merkt schnell: Hier ist einer in seinem Element. Dass der beste Skifahrer, den das Eggental hervorgebracht hat, mittlerweile als CEO des Carezza-Skigebiets fungiert, ist kein Zufall – sondern Teil einer klaren Strategie. Die Entwicklung von Carezza trägt die Handschrift des früheren Weltcup-Athleten. Dass hier in den Dolomiten vor der Kulisse von Latemar und Rosengarten auch sportliche Skifahrer auf ihre Kosten kommen, ist deshalb eine Selbstverständlichkeit. „Wer hier das Potenzial eines modernen Carving-Skis komplett ausreizen will, muss schon richtig was können“, sagt Florian. Trotzdem aber sind die Pisten so breit und immer perfekt präpariert, „dass jeder, der sicher auf den Ski steht, auch sicher und mit viel Spaß runterkommt.“ 15 Prozent der Pistenkilometer in Carezza sind schwarz und versprechen Nervenkitzel sowie jede Menge Speed. Florian zeigt die Besonderheiten der schwarzen Pisten – und erklärt, warum er von keiner davon genug bekommen kann.
Pra di Tori, Piste Nr.54
Höhe am Start 2055 m, Höhenunterschied 293 m, Länge 1580 m
Als 2008 die Pra di Tori-Piste vor der Kulisse des Latemar eröffnet wurde, war das der erste Schritt in den Ausbau und in die Modernisierung des Skigebiets Carezza. Die Hubertus-Kabinenbahn hat das Skigebiet an den Karerpass angeschlossen, von wo aus ein Vierer-Sessellift hoch bis auf 2055 Meter führt.
„Ein Nordhang, auf dem die Schneeverhältnisse immer top sind“
Mittlerweile messen sich auf der Pra di Tori-Piste jeden Dezember die besten Athleten beim Snowboard-Weltcup – und bei der Carezza Snow Night zeigen die Skilehrerinnen und Skilehrer des Skigebiets in einer spektakulären Show ihr Können. Was Florian an der Piste besonders mag: „Sie fängt steil an, wird dann etwas flacher, bevor es in das steilste Stück geht – es macht viel Spaß hier mit dem Gelände zu spielen“, sagt der frühere Weltklasse-Skifahrer. Im Dezember und Januar eignet sich Pra di Tori vor allem in den Morgenstunden, wenn die ersten Sonnenstrahlen zum Skifahren einladen. Grandios auch: Der Blick von der Sessellift-Bergstation auf den Rosengarten. Der perfekte Schnee hier bleibt aber nicht nur den versierten Skifahrern vorbehalten. Alle, die es gemütlicher angehen wollen, kommen auf der roten Piste außen rum völlig entspannt ins Tal.
Paolina, Pisten Nr. 44 und 45
Höhe am Start 2314 m, Höhenunterschied 499 m, Länge 2400 m
„Die Paolina-Piste gehört zum Carezza-Skigebiet wie der König Laurin zum Rosengarten“, beschreibt Florian den Klassiker der schwarzen Abfahrten in Carezza, der seit der Eröffnung im Winter 1950/1951 besteht. „Wer mit dem Vierer-Sessellift oben ankommt, muss unbedingt einen Blick zurückwerfen“, rät Florian: „Der Blick auf den Rosengarten ist hier gewaltig“.
Unter den schwarzen Pisten in Carezza ist die Paolina-Piste wohl die beliebteste. Weil sie am meisten Sonne abkriegt und nicht ganz so steil ist wie die Pisten an der Kölner Hütte. Es sind gerade auf den ersten Metern nur ein paar Prozent weniger, die bei etwas unsicheren Skifahrern den Unterschied machen. „Das obere Stück ist einfach nur wunderschön“, sagt Florian.
Auf Höhe der Mittelstation – wo weniger Geübte aussteigen können – wird die Paolina-Piste flacher und teilt sich. Wer sich links hält, erreicht wieder den Sessellift oder die Hubertus-Kabinenbahn zum Karerpass. Wer rechts abbiegt, gelangt zum Tschein-Lift und von dort aus zur König-Laurin-Kabinenbahn, die hinauf zur Kölner Hütte und Laurins Lounge führt – wo neben kulinarischen Genüssen auch noch zwei weitere sportliche Leckerbissen für Skifahrer warten.
König Laurin, Piste Nr. 21
Höhe am Start 2314 m, Höhenunterschied 314 m, Länge 1500 m
„Das ist der spektakulärste Hang im Skigebiet“, sagt Florian, nachdem er am höchsten Punkt von Carezza auf 2314 m aus der Kabinenbahn aussteigt, deren Bergstation architektonisch aufsehenerregend im Bergmassiv verschwindet. Ein kurzer Ziehweg führt zu der Kante, die Anfängern den Atem raubt und bei Geübten für Nervenkitzel sorgt. Auf der klassischen der beiden Abfahrten unterhalb der Kölner Hütte stürzen sich Skifahrer in einen imposanten und perfekt präparierten Hang, der extrem ist. Extrem steil. Und extrem schön. „Hier kann man fantastische Schwünge ziehen“, schwärmt Florian. Selbst nach der Mittelstation, wo die Piste zur roten wird, hält der Geschwindigkeitsrausch an. Von hier an ist es zwar nicht mehr so steil – aber dass das Stück bis runter zur Frommeralm immer wieder als Trainingsstrecke für versierte Skisportler dient, spricht alleine schon Bände.
„Das ist der spektakulärste Hang im Skigebiet“
Tierser Piste, Piste Nr. 20
Höhe am Start 2314 m, Höhenunterschied 567 m, 3150 m
Wenn man oben an der Kante steht und sich für die rechte Piste entscheidet, dann steht man vor „der größten Herausforderung“ im Skigebiet: „Es ist der längste Pistenabschnitt, der durchgehend sportlich zu fahren ist“, sagt Florian. Man kann mit dem Gelände spielen, das im ersten Abschnitt sehr steil ist, spannende Übergänge aufweist und bis zur Frommeralm anspruchsvoll bleibt. „Wer wirklich gut auf dem Ski steht, kann jeden Zug voll auskosten und genießen“, charakterisiert Florian die „Tierser Abfahrt“, wie sie umgangssprachlich genannt wird. Und auch wenn die knapp 600 Höhenmeter für sportliche Fahrer besonders reizvoll sind, können hier auch weniger versierte Skifahrer – wie überall in Carezza – die Vielfalt und Schönheit des Skigebiets genießen: Einfach an der Mittelstation der König-Laurin-Kabinenbahn aussteigen, den Ziehweg zur Messnerjoch-Hütte nehmen und auf dem rot markierten flacher werdenden Teil wieder in Richtung Frommeralm fahren. Besonders schön ist das vor allem dann, wenn sich das Licht des Sonnenuntergangs über die Piste legt. Wer noch kurz nach oben auf den leuchtend roten Rosengarten schaut, wird verstehen, warum Florian sagt: „Das hier ist jeden Tag aufs Neue faszinierend.“