Natürlichkeit und Vielfalt
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Autor Jens Vögele
Tag Sport

Natürlichkeit und Vielfalt

In über 30 Jahren hat sich das Eggental als Mountainbike-Region immer weiterentwickelt. Was sich in all der Zeit verändert hat? Das berichten drei lokale Rad-Enthusiasten.

„Wir wurden nicht wirklich ernstgenommen“, sagt Kurt Resch, wenn er auf seine ersten Versuche auf dem Mountainbike in den Südtiroler Bergen zurückblickt. Gut 30 Jahre ist das jetzt her – und dass der Hotelier des Bio-Hotels Steineggerhof damit zu einem der Südtiroler Pioniere der Szene wurde, ahnte er damals natürlich noch nicht. Mountainbiker galten damals als ziemlich schräge Vögel, so erinnert sich Kurt. Und obwohl es noch nicht viele waren, die auf zwei Rädern die Wege des Eggentals erkundeten, habe er „schon früh erkannt, dass daraus etwas Großes entstehen kann“. Vor allem hier, wo es Schönheit im Überfluss gibt. Wo die atemberaubenden Dolomitenmassive von Rosengarten und Latemar morgens und abends sagenhaft tiefrot zu leuchten beginnen. Und wo sich der Karer See mit seinen intensiven Farben vor einer unglaublich malerischen Kulisse zeigt.

„Perfekte Bedingungen und Panorama ohne Ende“

Kurt Resch - Hotelier des Bio-Hotels Steineggerhof

1993 habe er die erste Anzeige in einer Fachzeitschrift geschaltet – mit zunächst überschaubarem Erfolg. „Die ersten Gäste hatten wir erst zwei Jahre später“, sagt er im Rückblick schmunzelnd. Sein langer Atem hat sich aber längst ausgezahlt, auch weil er im Laufe der Zeit einige Verbündete gefunden hat. Nachdem sich noch vor der Jahrtausendwende die Bike Hotels Südtirol gegründet hatten und sich rund zehn Eggentaler Betriebe daran anschlossen, „wurde die Region von Beginn an führend in Südtirol“, so erinnert sich Kurt. Mittlerweile sind zwar auch viele andere Destinationen auf den Mountainbikezug aufgesprungen und haben bisweilen im großen Stil Trails und Parks gebaut. „Aber das Eggental hat sich seine Natürlichkeit und Vielfalt erhalten“, sagt Kurt. Klima, Kulisse und Kulinarik: Das verbindet sich hier zu einer perfekten Biker-Melange. „Vom frühen Frühling bis in den späten Herbst hinein“, erklärt der Hotelier, der mehr als 15 Jahre lang selbst nahezu täglich geguidet hat, genießen Mountainbiker „perfekte Bedingungen und Panorama ohne Ende.“

Auf der anderen Seite des Tals – in Deutschnofen und Obereggen – gehört Christian Ploner zu den erfahrensten Mountainbike-Guides der Region. „Von der Landschaft hier sind alle begeistert“, schildert er seine Erfahrungen von unzähligen Touren vor den mächtigen Dolomiten-Massiven von Rosengarten und Latemar. „Wobei manche nicht immer den Blick für die Dolomiten hatten“, sagt Christian augenzwinkernd. Früher, als es noch keine E-Bikes gab, brachte er den einen oder andern versierten Mountainbiker ziemlich ans Limit – sowohl konditionell als auch fahrtechnisch. Denn Christian, der jahrelang gemeinsam mit seinem Vater Richard viel auf dem Rennrad trainierte, war damals verdammt schnell – bergauf und bergab.

Heute lässt es Christian etwas ruhiger angehen, auch weil er im Winter und Sommer bei Ski und Bike Siegfried in Obereggen zum festen Team gehört und im Laden dafür sorgt, dass alle Urlauber mit ihren Sportgeräten versorgt werden. „E-Bikes haben hier alles verändert“, schildert er seine Erfahrungen im Verleih. Anfragen für Leihräder ohne Motorunterstützung lassen sich mittlerweile an einer Hand abzählen. Auch Christian selbst ist inzwischen fast ausnahmslos mit dem E-Mountainbike unterwegs. „Du kannst im Frühjahr ohne konditionelle Grundlage starten und dabei richtig Spaß haben“, sagt er. Und vor allem: „Leistungsunterschiede lassen sich mit E-Bikes viel besser ausgleichen.“

„Es ist nach wie vor das Tourenhighlight“

Christian Ploner - Mountainbike Guide

Wenn er mit seinen Gästen zur Latemar Ronda aufbricht, dann geht es deshalb viel entspannter zu als früher. „Es ist nach wie vor das Tourenhighlight", sagt Christian. Es gab Zeiten, da war es unter Mountainbikern verpönt, bergauf auf Hilfsmittel zurückgreifen. Wer die ultrasteilen Rampen vom Fassatal zum Feudo-Pass ohne abzusteigen meisterte, durfte sich fühlen wie ein König auf zwei Rädern. Heute allerdings ist es völlig normal, die Tour mit Lift- und Motorunterstützung in Angriff zu nehmen. „Deshalb ist die Latemarumrundung mittlerweile auch eine beliebte Tour für Familien", sagt Christian. Sowohl von Welschnofen und der Karersee-Siedlung als auch von Obereggen aus muss auf der landschaftlich einzigartigen Runde im Uhrzeigersinn nur ein kurzer Anstieg zum Karerpass mit nur wenigen Höhenmeter bewältigt werden. Und die beiden Aufahrten der rund sechs Stunden dauernden Ganztagestour sind zwar steil, stellen aber geübte Hobby-Mountainbiker und bike-affine Familien vor keine großen Probleme.

Wenn Kurt Resch an die Zeiten vor dem E-Bike zurückdenkt, dann erzählt er von Gästen, die die Latemarumrundung sogar von Steinegg aus fahren wollten – mit kräftezehrenden Extra-Höhen- und -Kilometern. „Danach haben wir dann erstmal zwei Ruhetage gebraucht“, blickt er schmunzelnd zurück. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb war Kurt auch beim Thema E-Bike einer der Vorreiter in der Region. „Am Anfang wollte die Räder noch niemand anfassen“, erinnert er sich, als er damit angefangen hatte, bei sich im Hotel E-Bikes zum Verleih anzubieten. Mittlerweile wollen auch die sportlichsten seiner Gäste die Motorunterstützung nicht mehr missen. „Unsere Touren haben mittlerweile nicht nur einen viel größeren Radius, sondern machen auch allen viel mehr Spaß“, erklärt er. Erfreulicher Nebeneffekt: Die Anzahl an Shuttles für seine geführten Touren konnte der Steineggerhof signifikant um rund 90 Prozent reduzieren.

Auch für Verena Fabbro spielt der Spaß auf dem Fahrrad eine viel größere Rolle als einst. Als sie noch aktive Skirennfahrerin war, gehörte Konditionstraining auf dem Rennrad und auf dem Mountainbike zu den Grundvoraussetzungen, um fit für den Winter zu werden. „Mittlerweile fahre ich Mountainbike, wenn ich mal abschalten will“, sagt Verena, die das Eggental sowohl im Winter als auch im Sommer als Ganzjahresspielplatz nutzt. Während sie in der Skisaison als Skilehrerin ihre Erfahrung aus Rennfahrerinnenzeiten weitergibt, kann sie das Mountainbike-Revier unterhalb des Rosengartens ganz entspannt genießen. Entweder auf dem Carezza Trail von der Frommeralm runter nach Welschnofen oder auf der Frinwiese, wo sich zwischen Nigerpass und Karerpass der Rosengarten und der Latemar in seiner vollen Pracht zeigt. Hier kann es auch mal sein, dass sie sich an „ihrem Lieblingsplatz“, im Sommer neben ihrem Bike einfach mal ins Gras legt und mit dem Blick auf das Panorama ihren Gedanken freien Lauf lässt.

„Unsere Gäste wollen ihre schönsten Tage des Jahres hier verbringen“

Kurt Resch - Hotelier des Bio-Hotels Steineggerhof

Hier, wo die Dolomiten zum Greifen nahe erscheinen, hat sich für Mountainbiker zwar im Lauf der Zeit viel verändert. Was aber noch immer Bestand hat, ist die atemberaubende Kulisse von Rosengarten und Latemar. Diese Schönheit im Überfluss, an die sich auch diejenigen nicht gewöhnen können, die hier schon vor über 30 Jahren im Sattel saßen. Dass er als Mountainbiker nicht ernst genommen wird – diese Probleme haben Kurt Resch und seine Mitstreiter von damals allerdings längst nicht mehr. „Unsere Gäste wollen ihre schönsten Tage des Jahres hier verbringen“, sagt Kurt. Dass Radfahren dabei eine stetig wachsende Rolle spielt, dazu hat er einen nicht unerheblichen Teil beigetragen. Weil er immer daran geglaubt hat. Und weil er das hat, was sich Menschen eröffnet, die sich gerne hoch oben in den Bergen bewegen: einen weiten Horizont.

Skifahrer Abfahrt König Laurin Piste - Rosengarten im Abendrot | © Carezza Dolomites/Harald Wisthaler
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