Mit der Gondel direkt in König Laurins Kristallpalast
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Autor Jens Vögele
Tag EggentalerInnen

Mit der Gondel direkt in König Laurins Kristallpalast

Der renommierte Architekt Werner Tscholl hat mit viel Feingefühl am Rosengarten drei Seilbahnstationen fast unsichtbar in die Berglandschaft integriert

„Es war mir sehr schnell klar, dass ich in die Einzigartigkeit der Natur hier so wenig wie möglich eingreifen durfte.“  Wenn Werner Tscholl über die Bergstation im Skigebiet Carezza Dolomites spricht, die direkt unterhalb der Laurins Lounge auf 2337 Metern Höhe im Massiv des Rosengartens verschwindet, ist sein Respekt vor der majestätischen Erscheinung der Dolomiten deutlich zu spüren. Dass er als Architekt hier mit einer quasi unsichtbaren Seilbahnstation ganz neue Akzente setzen wollte, hat sich für ihn im Rückblick fast schon aufgedrängt. Weil er von Anfang an davon überzeugt war, dass „mit dieser Kulisse selbst das eleganteste Gebäude nicht mithalten könnte.“ Mittlerweile tragen neben der Bergstation der König-Laurin-Kabinenbahn auch die Tal- und Bergstationen der Tierser Cabrio-Seilbahn die Handschrift Tscholls, der zu den renommiertesten Architekten in ganz Italien zählt. Seine Idee hinter allen drei Stationen ist dieselbe: „Hier spielt die Natur die Hauptrolle – und nicht die Architektur.“

„Egal in welche Richtung man schaut, findet man überall noch intakte und ungestörte Natur“

Werner Tscholl

Maria Gufler, Marketing-Verantwortliche im Skigebiet Carezza Dolomites, erinnert sich noch genau, wie sie gemeinsam den Grundstein für die Idee legten. Ihre beruflichen Wege hatten sich schon Jahre zuvor am Timmelsjoch gekreuzt, wo Werner Tscholl mit seinen sechs architektonischen Skulpturen der Passstraße einen völlig neuen Erlebnischarakter verliehen hatte. Und dieser Kontakt führte dazu, dass Maria Gufler und Werner Tscholl zusammen im mittlerweile längst abgerissenen Zweier-Sessellift zur Kölner Hütte saßen, um mit dem Geschäftsführer der Bergbahnen Florian Eisath über die Zukunft und den Ausbau des Skigebiets Carezza Dolomites zu sprechen. Der Vinschgauer Tscholl war damals tief beeindruckt vom Panorama rund um den Rosengarten. „Egal in welche Richtung man schaut, findet man überall noch intakte und ungestörte Natur“, so erinnert er sich: „So etwas wie hier haben wir selbst in Südtirol nur noch ganz, ganz selten.“

Die Idee einer unterirdischen Seilbahnstation für die neue Gondelbahn von der Frommer Alm zu Kölner Hütte war dabei schnell geboren – zumal der Sage nach Zwergenkönig Laurin genau hier am Fuße der majestätischen Rosengarten-Felsen seinen farbenfrohen unterirdischen Kristallpalast gehabt haben soll. Und so tauchen alle, die heute am Rosengarten Skifahren oder Wandern möchten und sich von der hochmodernen rund 1800 Meter langen Kabinenbahn bis auf 2337 Meter hieven lassen, direkt in König Laurins Reich ein, um sich inmitten von Felsen von funkelnden Farben begrüßen zu lassen.

Das, was mittlerweile, nach der Eröffnung der König-Laurin-Bahn im Jahr 2021, so dezent und unaufdringlich wirkt, war allerdings eine gewaltige Herausforderung. „Es wäre natürlich viel einfacher und auch kostengünstiger gewesen, eine normale Seilbahnstation zu bauen,“ sagt Tscholl. Und der gewöhnliche Weg, so erklärt er, hätte wohl auch weniger Skepsis hervorgerufen. Aus seiner langjährigen Erfahrung als Architekt weiß Tscholl nämlich mit der einen oder anderen paradoxen Begleiterscheinung seines Berufs umzugehen: „Die Kritiker verstummen zumeist erst, wenn sie sich an das Neue und Außergewöhnliche gewöhnt haben.“

Trotzdem setzte sich Werner Tscholl auch beim Architektenwettbewerb zum Bau der Seilbahn von Tiers zur Frommer Alm mit Erfolg durch, die 2022 in Betrieb genommen wurde. Seine Philosophie überzeugte die Jury: Möglichst wenig Eingriffe in die Natur mit Stationen, die sich fast unsichtbar in die Umgebung einfügen. Dazu klare Linien aus Beton und Glas sowie indirekte Lichtelemente, die zwar einen Höhlencharakter versprühen, ohne aber dabei das Gefühl zu vermitteln, eingeschlossen zu sein und sich verloren zu fühlen.

„Dass das alles aus einem architektonischen Guss ist, stimmt mich natürlich zufrieden“, sagt Werner Tscholl, der jedes Mal aufs Neue sichtlich beeindruckt ist von der Majestät der Natur am Rosengarten. Wenn er selbst mit den Seilbahnen fährt, zückt er immer wieder sein Mobiltelefon und macht Fotos, erzählt davon, welche Gesteinsmassen beim Bau im hochalpinen Gelände bewegt werden und wie halsbrecherisch Fahrer auf schmalsten Wegen ihre LKW dicht am Abgrund bewegen mussten, wie Seilbahnstützen im steilsten Terrain aufgestellt und schlussendlich die Seile gespannt und montiert wurden.

Auch wenn Tscholl bei seinen ersten Seilbahnprojekten überhaupt „nur“ für die Stationen an sich verantwortlich war, hat er immer voller Interesse auch die Technik und den Baufortschritt der Bahnen verfolgt. Und war von dessen Tempo beeindruckt: „Beide Bergbahnprojekte waren nach Baubeginn innerhalb eines Jahres verwirklicht.

Dass dabei auch Dinge passiert sind, die nicht zu erwarten waren, hat einen erfahrenen Architekten wie Werner Tscholl nicht aus der Ruhe gebracht: „Es gehört zu unserem Beruf, nicht nur genau zu planen, sondern auch immer wieder reagieren zu können“, sagt er. An der Bergstation unterhalb der Laurins Lounge etwa ging er fest davon aus, auf Gestein des Rosengartens zu stoßen. Die Idee des Kristallpalasts von König Laurin hätte sich so zwar noch plakativer darstellen lassen. Schließlich musste die Rückwand der Seilbahnstation jedoch mit Beton abgestützt werden. Aber vielleicht verleiht gerade die klare Struktur der Stützwand dem Einsatz von Licht zu noch mehr Geltung.

„Mehr kann Architektur nicht erreichen.“

Werner Tscholl

Wenn diese Lichtgestaltung Reize auslöst und so Assoziationen mit dem geheimnisvollen unterirdischen Palast weckt, ist Werner Tscholl ohnehin schon zufrieden. Weil er mit seiner Architektur nicht aufdringlich sein möchte und weil Menschen sie einfach wahrnehmen sollen. Subtil und unaufgeregt. „Mehr“, davon ist er überzeugt, „kann Architektur nicht erreichen.“ Wahrscheinlich wird er es als größtes Kompliment empfinden, wenn die Menschen seine Seilbahnstationen so gut wie nicht mehr registrieren und es genau damit schätzen wissen, wie gering die baulichen Eingriffe in die Natur gewesen sind. „Es darf bei Architekten nicht darum gehen, sich selbst ein Denkmal zu setzen“, sagt Werner Tscholl: „Wir müssen uns vor allem im Angesicht solch beeindruckender Natur zurücknehmen.“

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