Vaias Spuren - 4 Jahre nach dem Sturm
Bei einer Wanderung am Dienstag, 18. Oktober erklärte Bernd Pardeller, Leiter der forstlichen Aufsichtsstelle Latemar, die Auswirkungen und Folgen des Sturmtiefs Vaia für die heimischen Wälder.
Im Jahr 2018 fielen dem Sturm Vaia etwa 1.000 Hektar Eggentaler Wald, also 1.300 Fußballfelder zum Opfer. Bernd Pardeller zeigte den TeilnehmerInnen vor Ort, was Sturmtief, der Schneedruck in den darauffolgenden zwei Wintern sowie die trockenen und heißen Sommer der letzten Jahre für unsere Natur bedeuten.
Der Borkenkäfer im Eggental
Ein tierisches Problem
Nach Vaia wurde das Totholz im Eggental großteils schnell aus dem Wald entfernt und somit hatte der Borkenkäfer wenig Angriffsfläche. Die starken und frühen Schneefälle der beiden darauffolgenden Winter haben dazu geführt, dass viele Bäume im Wald umgefallen sind bzw. beschädigt wurden. Die Aufarbeitung dieser Bäume gestaltete sich oft schwierig und kostspielig, daher sind viele Stämme im Wald geblieben.
Zusätzlich waren die letzten Sommer ungewöhnlich trocken und heiß und unsere heimischen, flach wurzelnden Fichten wurden geschwächt. Die Situation entwickelte sich also zum Vorteil für den Borkenkäfer.
Das Insekt ist ca. fünf mm klein und lässt sich mittels Thermik von einem Baum zum anderen befördern. Dabei wird er von den Duftstoffen der geschwächten Bäume angezogen. Der Käfer vermehrt sich rasend schnell, denn ein Männchen begattet ca. 4 - 5 Weibchen und pro Brut entwickeln sich etwa 80 Larven.
Im Ökosystem des Waldes hat der Borkenkäfer die Aufgabe, Schadholz in Humus zu verwandeln. Ein gesunder Baum besitzt einen natürlichen Abwehrmechanismus gegen den Käfer, denn sobald dieser ein Loch in die Rinde bohrt, wird er mit Harz umschlossen und getötet. Sind die Käfer in der Überzahl, kommt der Harzfluss nicht mehr dagegen an, der Käfer breitet sich aus und der Baum kann sich nicht mehr mit Nährstoffen versorgen und stirbt langsam ab.
Durch die für den Käfer idealen Bedingungen haben sich im heurigen Sommer in unserem Wald zwei Käfer-Generationen entwickelt.
In der kalten Jahreszeit überwintern die Insekten in höheren Lagen in den Bäumen und in tieferen Lagen im Boden. Deshalb macht es Sinn, befallene Bäume jetzt noch aus dem Wald zu entfernen.
Aufforstung oder natürliche Waldverjüngung?
Einen Blick in die Zukunft
Bei der Wiederaufforstung von Wäldern muss grundsätzlich jedes Gebiet und jeder Wald einzeln betrachtet werden. Hat der Wald eine Schutzfunktion, macht eine Aufforstung Sinn. Ist dies nicht der Fall, reguliert sich der Wald ganz ohne menschliche Hilfe. Die Artenvielfalt stieg in den letzten Jahren auf den von Vaia betroffenen Flächen sogar an und Pionierpflanzen wie Himbeeren und Vogelbeeren breiteten sich aus. Bereits vier Jahre nach Vaia gibt es zum Beispiel im Latemar Forst eine Vielzahl kleiner Fichtenbäumchen, die beinahe Kniehöhe erreicht haben und prächtig gedeihen.
Im Laufe der Zeit bildet sich ein neuer Wald auf ganz natürliche Art und Weise.