Die Geistersäge von Petersberg
Kennst du den Regglberg? Er ist ein Hochplateau im Südosten Südtirols, auf dem sich die Dörfer Deutschnofen, Petersberg, Aldein und Radein befinden. Hier erzählen Almen und Wälder von Natur und Kultur … und manchmal auch von ächzenden Geistern und gespenstischen Sägen:
Es lebte einst ein sehr geiziger Bauer am Rennerbach zwischen Aldein und Petersberg, welcher sich eine Säge errichtete. Er war weit und breit der Einzige, der eine Säge besaß. So mussten alle Leute, die Bretter brauchten, die Baumstämme zu ihm bringen. Der Bauer behielt immer die schönsten für sich. Natürlich kam er so zu sehr großem Reichtum. Wenn er sich einmal etwas Gutes tun wollte, riegelte er sich in seiner Kammer ein, holte den Geldstrumpf hervor und zählte sein unrechtmäßig erworbenes Geld. Das war seine Lieblingsbeschäftigung. Je älter er wurde, desto schlimmer wurde es mit ihm. Es heißt ja, dass Geizhälse länger leben und so war es auch bei diesem Bauern. Er erreichte ein hohes Alter. Aber dann schlug auch für ihn die letzte Stunde. Der Geist des Bauern musste die Sünden büßen. Er musste in den Raunächten zwischen Weihnachten und Dreikönig am schwer vereisten Rennerbach das vereiste Mühlenrad mit bloßen Händen drehen. Dabei stöhnte er heftig. Wenn keine Bretter mehr zu sägen waren, musste der Geist schwere Eisblöcke aus dem Rennerbach holen und mit der Säge zu Brettern schneiden.
So manch alter Petersberger, der abends spät nach Hause ging, behauptete, das schwere Seufzen des Geistes gehört zu haben. Hörst du’s auch?