Sonne, Schnee und Loipenpower!
Fichten und Lärchen ruhen im Winterkleid, die Almwiesen glitzern und direkt aus dem Schnee heraus ragen die Felswände der Dolomiten in den blauen Himmel. Skilanglaufen in einer Traumkulisse – das verspricht mir Helene, eine passionierte Skilangläuferin aus Deutschnofen, als wir uns für eine morgendliche Langlauf-Runde in Deutschnofen verabreden.
Skilanglaufen erlebt ein Renaissance
Lange Zeit war Skilanglaufen nicht unbedingt DIE Wintersportdisziplin für Wintersport-Freaks. Doch mittlerweile treffe sie auf ihren Runden immer mehr junge Locals und Gäste, berichtet Helene. „Vor allem das Skating begeistert immer mehr Wintersport-Begeisterte im besten Alter.“ Der Gesundheits- und Fitnesstrend sowie das geringe Verletzungsrisiko sind starke Argumente für diesen ganzheitlichen und sanften Wintersport. Wenn Helene auf der Überholspur grazil und kraftvoll über die täglich frisch präparierte Loipe gleitet, wirkt Langlaufen einfach und elegant. Doch um derartige Rundenzeiten zu erreichen, braucht es konstantes Training. Wenn es der Terminkalender zulässt, dann schnallt Helene fast tagtäglich ihre Skier an.
Nordic Style im Panorama-Sonnen-Modus
Vor unserem Start studiere ich den Loipenplan von Deutschnofen – und dieser lässt keine Wünsche offen. Das Angebot bietet reichlich präparierte Kilometer für Geübte und Unerfahrene, für gemächliches Dahingleiten und ambitioniertes Skaten! Das Schöne dabei: Die Strecken führen nicht durch schattige Täler und dunkle Wälder, sondern laden dazu ein, das gesamte Hochplateau zwischen Rosengarten, Latemar und den südlichen Bergspitzen Weiß- und Schwarzhorn auf den schmalen Skiern zu entdecken. Dabei sei erwähnt, dass Deutschnofen das Dorf mit den meisten Sonnenstunden Südtirols ist! :-)
Abwechslung bringt auch was für die Ausdauer
Für heute hat Helene die Wölflhofrunde ausgewählt, wobei mich die knapp 14 km zunächst mal abschrecken. „Es sind aber nur 190 Höhenmeter!“, erwidert Helene. „Das schaffst du schon!“ Es ist schon eine gefühlte Ewigkeit vergangen, seit ich das letzte Mal im nordischen Stil auf Skiern unterwegs war. Jetzt stehe ich mitten in der Loipe bei winterlichem Kaiserwetter und versuche Meter für Meter die Koordination der Arm- und Beinbewegung zu verbessern. Auf eine Rast beim Wölflhof verzichten wir, denn heute ist Sporttag – so die Anweisungen von Helene: „Wenn wir erst einmal auf der Sonnenterrasse Platz nehmen, ist es mit dem Sportsgeist für heute vorbei!“, lacht sie und fährt einfach weiter.
Nach der Abzweigung beim Wölflhof führt uns die doppelte Diagonalspur mit breiter Skating Bahn durch winterliche Lärchenwälder auf ein kleines Hochplateau, wo wir einen freien Ausblick auf die frisch angezuckerten Felstürme des Latemars haben. Als ich meine Sportuhr hinter dem Handschuh hervor ziehe und die zurückgelegte Distanz mit 10,7 km angegeben wird, bin ich nicht nur ziemlich verwundert, sondern auch ein bisschen stolz auf mich: „Jetzt waren wir recht flott unterwegs, oder?“ Helene lächelt verschmitzt und zieht mit Schwung weiter. Vermutlich ist sie ein reichlich höheres Tempo gewohnt.
Mit Stockeinsatz weiter bis zum Lavazè Joch
Der letzte Abschnitt dieser Rundtour bringt uns über eine sanfte Abfahrt zurück zum Start – und es wäre gelogen zu sagen, dass ich nach diesen 15 Kilometern nicht ausgepowert wäre. Wer nach dieser Runde noch ausreichend Atem und Kraft in den Beinen und Armen hat, kann sich auf den weiteren Loipen vergnügen. Das Loipennetz in Deutschnofen umfasst knapp 40 km und sollte dies nicht ausreichen, so gibt es einen Shuttle Service bis zur Laab Alm. Dort stehen weitere Rundkurse bereit und verbinden das Loipennetz mit dem Lavazè Joch. Und sollten sich die Energiereserven doch irgendwann dem Ende zuneigen, dann lassen sich entlang der Loipen ausreichend „Einkehrschwünge“ einplanen: Unterkaplun, Wölflhof, Sport Center, Laab Alm, Neuhütt Alm, Schönrast und Schmiederalm – um nur einige gemütliche Einkehrmöglichkeiten zu nennen, die dem Skilanglaufen in den Dolomiten einen Touch Dolce Vita einhauchen.
Wieder im Hotel angekommen, macht sich wohlige Müdigkeit breit – diese Sportart verlangt dem Körper einiges ab. Genau deshalb ist Langlaufen für ambitionierte Ausdauer-Sporttreibende und jene, die es werden wollen, so attraktiv. Das Tolle dabei: Alle können auf diesen Loipen in den Dolomiten ihren ganz eigenen Rhythmus finden.