Weihnachtsbräuche
Jens
Autor Jens Vögele
Tag EggentalerInnen

Weihnachtsbräuche

„Ich war von Anfang an fasziniert“, sagt Patrick Obkircher, wenn er auf seine Kindheit zurückblickt: Im zarten Alter von acht Jahren beobachtete er im Winterurlaub im Stubaital, wie am Nikolaustag 2008 ein Maskenschnitzer eine ziemlich furchterregende Krampusmaske fertigstellte. Und für Patrick war klar: „Ich wollte unbedingt auch solche Masken schnitzen können“, erinnert er sich. Was seine Eltern aber anrichteten, als sie ihm ein paar Monate später ein paar Schnitzwerkzeuge und ein bisschen Holz zum Geburtstag schenkten, war ihnen damals wahrscheinlich noch nicht wirklich klar. Heute malträtiert Patrick in seinem Atelier am Welschnofner Ortsrand jede Menge Holzklötze mit der Kettensäge, bearbeitet sie mit groben und feinen Schnitzmessern, arbeitet hingebungsvoll an den kleinsten Details und gehört zu den gefragtesten Krampus-Maskenschnitzern weit und breit.

Wenn in Welschnofen alle zwei Jahre im November einer der größten Krampusläufe Südtirols stattfindet, sind Patricks Masken aus nächster Nähe zu bestaunen – zumindest für die Furchtlosen unter den Besuchern. Denn Krampusse haben einen ernsten Auftrag. Während der Nikolaus die braven Kinder mit Geschenken belohnt, hält der Krampus, so will es die Tradition, Ausschau nach den ungezogenen, um diese zu bestrafen. Auch wenn das nicht nur den Jüngsten unter den Zuschauern den einen oder anderen Schreck einjagt – so gehören Krampusläufe in Südtirol und insbesondere in Welschnofen zu den Überlieferungen, die gut gepflegt werden.

„Früher“, so erzählt Julian Kompatscher, der Präsident des Krampusvereins „Schuffatuifl Welschnofen“, haben sich die Krampusse im Dorf getroffen und sind von Haus zu Haus gezogen. Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2014 sei der Krampuslauf aber von Jahr zu Jahr gewachsen und ist aus dem Veranstaltungskalender des Dorfes kaum mehr wegzudenken.

 „Meine Masken sollen fein ausgearbeitet Gesichtszüge haben“

Patrick Obkircher

Rund 50 Aktive zählen die Schuffatuifl, die einerseits selbst am Krampuslauf teilnehmen, andererseits aber auch dafür sorgen, den vorweihnachtlichen Brauch weit übers Eggental hinauszutragen. 15 Gruppen kommen so jedes Jahr zu der Veranstaltung in Welschnofen, und Julian sagt: „Wir haben aber meistens doppelt so viele Anfragen.“

Eingehüllt in Felle und ausgestattet mit Glocken sorgen mittlerweile mehr als 300 Krampusse für ein lautes Getöse, wenn im November durch Welschnofen ziehen. Das Prunkstück eines jeden Krampus aber ist seine Maske. „Ich möchte, dass meine Masken ausdrucksstark sind“, erklärt Patrick Obkircher seine Handschrift als Schnitzer. Dem Anlass entsprechend dürfen sie ruhig etwas wilder und derber wirken – und trotzdem ist Patrick, der auch als Künstler und Bildhauer wirkt, die filigrane Liebe zum Detail wichtig. „Meine Masken sollen fein ausgearbeitet Gesichtszüge haben“, sagt er. Und: „Vor allem die Proportionen müssen stimmen.“

Bis aus einem Holzblock eine Krampusmaske entsteht, benötigt Patrick rund eine Woche Zeit. Nach der Arbeit mit Kettensäge und Schnitzwerkzeugen höhlt er die zu Gesichtern ausgearbeiteten Rohlinge aus, polstert sie und bemalt sie mit widerstandsfähigen Acrylfarben. Die mitunter gewaltigen Hörner, die Patrick den Masken schlussendlich aufsetzt, sind zumeist echte von Ziegenböcken etwa oder von Schafen.

Wenn sich Patrick eine seiner fertigen Masken aufsetzt, verbirgt sich das freundliche Antlitz des jungen Mannes plötzlich hinter einer furchteinflößenden Fassade. „Natürlich hatte ich damals auch Angst“, erinnert er sich an seine Begegnung im Stubaital und findet es deshalb auch ziemlich normal, dass seine Masken Eindruck hinterlassen – und das nicht nur aus künstlerischer Perspektive. Gut möglich, dass die Schnitzerei Patrick dabei geholfen hat, seine kindliche Furcht vor dem Krampus zu überwinden. Und gut möglich, dass auch die jüngsten Welschnofner Schuffatuifl nach solchen Wegen suchen. Wenn sich die knapp zehn Mitglieder der Kindergruppe für den Krampuslauf einfach selbst als Krampusse verkleiden – dann haben sie einen ziemlich cleveren Weg gefunden, um ihrer Angst vor dem Krampus ganz einfach davonzulaufen.

Skifahrer Abfahrt König Laurin Piste - Rosengarten im Abendrot | © Carezza Dolomites/Harald Wisthaler
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